Letzte Zählungen auf den Außensänden

Kürzere Tage begrenzen Kontrollen weit draußen.

Eine Besonderheit für die Freiwilligen-Teams von Büsum, Hooge und Pellworm sind die sommerlichen Vogelzählungen und Kontrollgänge auf Blauort-, Jap- und Süderoogsand. Höchstens noch bis in den Oktober sind diese Touren möglich, denn früh beim morgendlichen Niedrigwasser muss man bis zu 12 km zum Sand laufen, um dort beim Mittagshochwasser zu zählen. Erst mit der abendlichen Ebbe wird dann der Rückweg über das Watt wieder frei. Bald sind jedoch die Tage so kurz, dass Teile der Wattwanderungen in die Dunkelheit fallen würden.
Hier ein Bericht des Pellwormer Teams mit Linda, Helena und Cora, das am 16. September auf dem Süderoogsand war.

"Diese Rastvogelzählung auf dem Sand gehörte zu den ereignisreichsten, die wir Freiwilligen auf Pellworm während unserer Zeit bisher erleben durften. Kurz vor Sonnenaufgang ging es morgens gemeinsam mit Benjamin Gnep, hauptamtlichem Ornithologen bei der Schutzstation Wattenmeer, und einem ehemaligen Freiwilligen los in Richtung Süderoog und zum Sand. Während wir uns der Westseite der Außensandbank näherten, lösten sich die letzten frühmorgendlichen Nebelschwaden auf und gaben den Blick auf erste Möwen und Sanderlinge frei. Bei auffrischendem Wind und Sonnenschein begannen wir gegen neun Uhr, aufgeteilt in zwei Teams, mit der Zählung. 

Zur Hauptvogelzugzeit in den Herbstmonaten, wenn Millionen von Watvögeln aus ihren arktischen Brutgebieten in Richtung ihrer südlichen Überwinterungsgebiete aufbrechen, sammeln sich bei uns im Wattenmeer teils riesige Schwärme rastender Limikolen. In der relativen Ungestörtheit auf dem Süderoogsand ist dieses Phänomen besonders gut zu beobachten - so umgaben uns insgesamt etwa 17.000 Alpenstrandläufer und über 40.000 Knutts. Große Freude herrschte auch über die vielen Kiebitzregenpfeifer, die bereits zu beobachten waren, und über einige Brandseeschwalben, die zu dieser Zeit im Jahr als letzte Seeschwalbenart noch nicht in Richtung Westafrika aufgebrochen sind.
Für einige Aufregung unter den Vögeln sorgten gleich vier Seeadler, darunter ein Jungtier, die wir aus beeindruckender Nähe beobachten konnten. Insgesamt war die Zählung ein großer Erfolg und der Anblick der riesigen Vogelschwärme für uns Zählende einmal mehr ein wundervolles Erlebnis."

Freiwilligen-Team auf dem Weg zum Süderoogsand
Auf dem Weg zum Süderoogsand lichteten sich morgendliche Nebelschwaden.
Bei Springflut ist der Süderoogsand teilweise überflutet.
Rund um Neumond überflutet das Mittagshochwasser oft weite Teile der Außensände.
Vogelzähler bei Springflut auf dem Süderoogsand
Die Flut drängt die Vogelschwärme zusammen, so dass sie gut zu zählen sind.
Vogelzähler mit Fernrohren auf dem Süderoogsand.
Schwer zu tragen, aber für genaue Zählungen unerlässlich sind Fernrohr und Stativ.
Blick durch das Fernrohr auf einen Vogelschwarm.
Mithilfe der auch Spektiv genannten Fernrohre kann man die Vögel genau erkennen. Nur noch wenige dieser Knutts tragen ihr rostbraunes Brutkleid. Die meisten haben schon den Nahrungsreichtum im Watt genutzt, um zügig in das schlichtere Winterkleid zu wechseln.
Auffliegender Vogelschwarm über dem Süderoogsand.
Mit steigendem Wasser fliegen die Schwärme unter weithin hörbarem Rauschen immer wieder auf und sammeln sich an höheren Stellen. Im Hintergrund die Hallig Süderoog. Sie markiert etwa die Hälfte des Rückwegs zur Insel Pellworm.
Fliegende Sandschwaden auf dem Süderoogsand.
Zum Nachmittag nahm der Wind soweit zu, dass der Sand in langen Fahnen zu fliegen begann. Immerhin gab es damit für die 12 Kilometer Wattwanderung zurück nach Pellworm guten Rückwind.