Kleiner grauer Kolibri

Die Gammaeule

Rasant schwirrend wie ein Kolibri fliegen derzeit überall im Norden graue Nachtfalter von Blüte zu Blüte. Es handelt sich um die Gamma-Eule, einen mittelgroßen Nachtfalter, der tags und nachts aktiv ist. Die Art ist ein Wanderfalter und kommt im Mai aus dem Mittelmeerraum zu uns nach Mitteleuropa. Pro Nacht legen die Tiere mit Rückenwind etwa 300 km zurück und können sogar Island und Grönland erreichen. Bei warmem Wetter, wie wir es diesen Mai hatten, entwickelt sich aus den Eiern der zugeflogenen Falter bald eine neue Generation von Gammaeulen. Das sind die Falter, die derzeit umher schwirren. Bleibt das Wetter günstig, entwickelt sich eine weitere Generation, die im August fliegt.

Zum Herbst hin bekommen Gammaeulen einen Drang nach Süden: sie fliegen zurück in den Mittelmeerraum, von wo ihre Groß- oder Urgroßeltern im Frühling aufgebrochen waren. Zuletzt war 2006 ein starkes Flugjahr für die Gammaeule. Das heiße Frühjahr 2018 hätte auch alle anderen Insekten zu Höchstform auflaufen lassen sollen. Leider sind Tagfalter, Marienkäfer und Libellen inzwischen so selten, dass selbst das Traumwetter ihnen kaum hilft. Es braucht dringend einen Wandel in der Landwirtschaftspolitik, damit wir außer diesen Wanderfaltern, wie der Gammaeule, auch wieder ortsansässige Insekten sehen können.

Die zweite Generation der Gammaeulen aus dem Mittelmeerraum...
ist gerade geschlüpft und überall an der Küste zu finden wie hier auf Strandfliederblüten...
oder auch gut getarnt auf Heidekraut. Fotos: R.Borcherding, Schutzstation Wattenmeer