Einer von 10.000: In Sibirien beringter Zugvogel vor Westerhever wiederentdeckt

Farbringe machen Knutt unverwechselbar

Eine besondere Entdeckung gelang Vogelbeobachtern der Schutzstation Wattenmeer bei der letzten Springtidenzählung Mitte Oktober auf der Sandbank vor Westerhever. Mitten in einem Schwarm aus über 10.000 Watvögeln erkannten sie einen Knutt, der durch farbige Ringe an den Beinen individuell markiert war. Wie sich herausstellte, wurde der Vogel in diesem Sommer von niederländischen Forschern des NIOZ-Instituts im sibirischen Brutgebiet beringt.

„Knutts der afro-sibirischen Unterart brüten auf der Taymir-Insel in Sibirien und ziehen zum Überwintern an die Küste Westafrikas“, berichtet Ornithologe Benjamin Gnep von der Schutzstation Wattenmeer. Auf ihrem Zug nutzen die Vögel das große Nahrungsangebot im Wattenmeer, um ausreichend Reserven für die etwa 4.500 km lange Zugstrecke anzufressen. „Die Freude über unsere Sichtung war auch in den Niederlanden sehr groß“, sagt Gnep. Das NIOZ-Institut unternehme seit zwei Jahren Expeditionen nach Sibirien, um die Auswirkung der Erderwärmung auf die Vogelbrut zu untersuchen. „Arktische Watvögel haben Schwierigkeiten, sich an die in der Polarregion besonders hohe Geschwindigkeit des Klimawandels anzupassen“, sagt Gnep. So erfolge die Schneeschmelze dort über zwei Wochen früher als noch vor 30 Jahren. 

„Der beringte Knutt wird das Wattenmeer bald Richtung Winterquartier verlassen“, schätzt der Ornithologe. Dann werde der Jungvogel hoffentlich seinem Vater nach Westafrika folgen. Dieser konnte auf dem Weg nach Süden bereits im August mit Hilfe eines aufgeklebten Senders auf der Sandbank vor Westerhever geortet werden und hat bereits sein Winterquartier erreicht.

Beringt wurde der junge Knutt in Sibirien von niederländischen Forschern des NIOZ-Instituts, Foto: Jan van Gils
Anfang September wurde er auf seiner Reise gen Süden an der Ostsee im Bottsander Bodden (nahe Kiel) gesichtet, Foto: Matthias Haupt
Im Watt vor Westerhever wurde er Mitte Oktober beobachtet. Seine Farbringkombination macht ihn unverwechselbar, Foto: Benjamin Gnep, Schutzstation Wattenmeer