Vielfältige Muscheln und Schnecken

Spannender Einstieg in das Nationalpark-Themenjahr

Muscheln und Schnecken sind nicht nur die Nahrungsgrundlage für Krebse, Fische und Millionen von Vögeln im Nationalpark Wattenmeer. Sie bieten durchaus auch Stoff für einen interessanten Vortragsabend. Biologe Rainer Borcherding stellte im Multimar Wattforum am Donnerstag zum Nationalpark-Themenjahr „Muscheln und Schnecken“ spannende Forschungsergebnisse vor, die teilweise auch ihn selber überrascht hatten. Eigentlich wollte er die Käferschnecke als „langweiligste Schnecke“ präsentieren, die kaum mehr kann, als mit ihrer Raspelzunge Algen von Steinen zu schaben. Neue Untersuchungen zeigten nun aber, dass die unscheinbaren Tiere nicht nur ein Ortsgedächtnis haben, mit dem sie günstige Plätze in ihrem Revier immer wiederfinden. Auf ihrem Panzer verteilte Sehzellen lassen offenbar den ganzen Rücken zu einem Auge werden, so dass sie schnell auf Feinde reagieren können. Enorm vielfältig ist die Fortpflanzung insbesondere der Schnecken. Mit Jungfernzeugung, Zwittrigkeit, Geschlechtsumwandlung oder sogar „Sado-Maso“-Praktiken gibt es bei ihnen „fast nichts, was es nicht gibt“. Auch zur Unterscheidung von Arten ist ihre Fortpflanzungspraxis manchmal hilfreich. So sind sich Gemeine und Spitze Strandschnecke eigentlich sehr ähnlich. Doch während die eine massenhaft Eier abgibt, produziert die andere nur wenige, die sie aber mit sich herum trägt.
Weitere interessante Fakten zu Muscheln, Schnecken und den nah verwandten Tintenfischen fasst Borcherding in diesem Jahr in einer Artikel-Serie in der Zeitschrift „wattenmeer“ zusammen – ergänzt durch 12 Berichte über die „Tiere des Monats“. Mehr dazu auf einer speziellen Themenseite.

Rainer Borcherding (links) beim Vortrag vor dem Großaquarium im Multimar Wattforum
Ein Überblick über die enorm vielflältigen Fortpflanzungspraktiken der Muscheln und Schnecken.
Ungewohnte Farbenfülle zeigen die kleinen Schnecken der südlichen Nordsee.