Keine Müllkippe Meer

Tag des Meeres 2010: Schutzstation Wattenmeer fordert Eindämmung der Müllflut in die Nordsee

Jährlich verenden Tausende von Robben, Schweinswalen und Vögel durch Netze oder anderen im Meer treibenden Müll. „Die Hauptquelle der jährlich 20.000 Tonnen Nordseemülls ist der Schiffsverkehr“, sagt Silvia Gaus, Biologin bei der Schutzstation Wattenmeer. „Wir fordern die kostenlose Entsorgung des Abfalls in den Nordseehäfen“, so Gaus weiter. Damit würde ein Anreiz geschaffen, den Müll an Land fachgerecht zu entsorgen, statt ihn einfach über Bord zu werfen. Sie verweist auf gute Erfahrungen, die man in dänischen Häfen mit kostenlosen Entsorgungssystemen sammeln konnte.

Die Schutzstation Wattenmeer erfasst seit 18 Jahren regelmäßig Menge und Zusammensetzung des an die Strände des Nationalparks Wattenmeer gespülten Treibguts. Einen großen Anteil machen hierbei Plastikabfälle aus. Auf dem offenen Meer lebende Tiere wie Eissturmvögel nehmen mit der Nahrung im Wasser treibenden Müll auf. „Umgerechnet auf das Gewicht einen Menschen würde die Müllmenge, die ein Vogel auf diese Weise fressen kann, stattliche zwei Kilogramm ausmachen,“ sagt Gaus. 95 Prozent aller toten Eissturmvögel wurden mit Müll im Magen gefunden.

Plastik wird im Wasser zu mikroskopisch kleinen Teilchen abgebaut. Die winzigen Partikel werden zum Problem für Tiere, die Meerwasser nach Nahrung durchsieben, wie z.B. Muscheln. Auch Planktonorganismen, Würmer und Krebse nehmen die Mikroteilchen auf, an deren Oberfläche sich giftige Schwermetalle und langlebige Kohlenwasserstoffe anlagern. Über die Nahrungskette landet das Plastik schließlich wieder beim Menschen.

„450 Jahre dauert es, bis Plastikmüll endgültig aus dem Meer verschwunden ist“, sagt Gaus. „Solange kann die Nordsee nicht warten, wir müssen jetzt handeln.